Das Seebataillon hat sich seit seiner Aufstellung im Jahr 2014 als “das Multitool der Marine” entwickelt und bewiesen. Der Verband umfasst mehrere Kampfkompanien der Marineinfanterie, die aus MSK und SEKM entstanden sind. Im Zuge der letzten Jahre und einigen Umstrukturierungen ist mittlerweile ein knapp 1000 Mann starker Verband geworden, der sogar Einsätze in Afghanistan absolviert hat. Grund genug, über die Ausbildung zum Marineinfanteristen zu sprechen. Diese findet zurzeit in Alt Duvenstedt bei Rendsburg statt, eigentlich einer Luftwaffenkaserne. Doch dazu mehr im Interview. Unsere weiteren Interviews über den Einzelkämpfer Lehrgang sowie das EGB Auswahlverfahren solltest du zusätzlich nicht verpassen!
Auch dieses Interview wurde wieder durch unseren anonymen Soldaten Paul gegeben. Rückfragen können wie immer gerne über das Kontaktformular geschickt werden an uns.
Wieso hast du dich für das Seebataillon entschieden?
Das Seebetaillon ist mit seinem maritimen Einsatzraum etwas einzigartiges in der Bundeswehr. Ich war schon immer eine Wasserratte und fande die Vorstellung, Infanterie und Amphibie zu verbinden, sehr reizend.
Wie sah deine Dienstpostenausbildung aus?
Ich habe die Vollausbildung im Ausbildungszentrum Seebataillon(=SGA/DPA) noch nach dem alten Modell gemacht. Mittlerweile gibt es ein neues Ausbildungskonzept mit der Aufstellung der Ausbildungskompanie 1. Meine Grundausbildung habe ich in der 4. Inspektion der Marineunteroffiziersschule gemacht. Wir hatten im Vergleich zur 5. eine “richtige 76er AGA” die dementsprechend anspruchsvoll war. Nach der AGA ging es nach Alt Duvenstedt für die beiden Module bzw. Lehrgänge. Das erste Modul “Basis Modul” mussten sowohl Boarding Soldaten wie auch geplante Soldaten der Küsteneinsatzkompanie absolvieren. Hier wurden grundlegende infanteristische Fähigkeiten vermittelt, wie z.B. Waffenausbildungen, O-Märsche, Gruppe in der Verteidigung, etc. Highlight war am Ende des Lehrgangs mein erster Truppenübungsplatzaufenthalt in Putlos, wo wir alle Ausbildungsinhalte kombiniert haben.
Danach ging es in das sogenannte Modul “Küsteneinsatzgrundlagen”. Hier wurden Themen speziell für Soldaten der Küsteneinsatzkompanie des Seebataillons vermittelt. Dazu gehörte z.B. die GraMaWa und SMG ATN, sowie MG3 auf Lafette, weitere O-Märsche und Grundlagen OHK. Auch hier gab es am Ende wieder einen Übungsplatz.
Nach dem Modul wurden wir in die Küsteneinsatzkompanie versetzt. Hier folgte die dreimonatige erweiterte Vollausbildung. Ausbildungsthemen waren zusätzlich zu denen aus dem Einsatzmodul noch der Spähtrupp, Checkpoint Ausbildung sowie weitere infanteristische Grundlagen.
Heute sieht die Ausbildung anders aus. Die Lehrgänge finden immer noch in Alt Duvenstedt statt, jedoch wurden neue Ausbildungsinhalte wie z.B. Fast Roping mit reingenommen, andere wurden gestrichen.
Wie empfandest du die Ausbildung?
Für mich persönlich war die Ausbildung nicht sehr hart. Das Leistungsniveau unserer Hörsäle war meiner Meinung nach nicht sehr hoch, gerade am Anfang wurde viel aussortiert. Erst ab dem Einsatzmodul wurde die Gesamtleistung besser. Da ich jedoch ganz normal mein Sportprogramm durchziehen konnte, muss die Belastung nicht allzu hoch gewesen sein.
Wie ist der Standort Alt Duvenstedt?
Aus dienstlicher Sicht ist der Standort für das Ausbildungszentrum Seebataillon ideal. Es gibt eine Standortschießanlage um die Ecke, einen AGSHP, sowie einen großen Übungsplatz in direkter Nähe. Dazu viel viel Wald und Felder für O-Märsche. Es gibt zwei Sporthallen, einen Kraftraum, eine Tartanbahn sowie eine Kasernenrunde mit Sportgeräten. Also im Grunde alles, was man braucht um eine infanteristische Ausbildung zu gestalten. Der dortige Sanbereich ist außerdem auch sehr gut gewesen, sodass 90/5er schnell bearbeitet worden sind.
Für den Soldaten selber ist der Standort nicht unbedingt ideal. Der Empfang ist, mit allem außer Telekom, sehr schlecht. Die Busanbindung ist katastrophal, der nächste Bahnhof in Rendsburg nur mit dem Auto vernünftig zu erreichen. Einkaufsmöglichkeiten sind ebenfalls nur mit Auto zu erreichen. Allerdings ideale Bedingungen um viel Sport zu machen 😉
Was hat dich besonders gefordert?
Zum einem die 2 tägige Durchschlageübung im Rahmen der Abschlusstests des Basis Moduls. Der Test fing mit einem Schießtest am Morgen an, Nachmittags wurde dann der Sporttest absolviert. Danach begann die Durchschlageübung mit einer ziemlich abgefuckten Vollzähligkeit im Schnee. Die folgende DSÜ war definitiv knackig, inklusive Eilmarsch am Ende.
Die Freitagsläufe im Einsatzmodul waren auch gut hart. Hier haben wir unter anderem Reifen einer Transall oder Baumstämme geschleppt. Alles, was man sonst auch beim Heer so kennt.
Nacht O-Märsche im Schnee waren auch eine neue Art der Belastung, sowie die wöchentlichen Gepäckläufe.
Wir bedanken uns bei Paul für das Interview!
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